Kampftrinkender General, 2013
Pinselzeichnung auf Aquarellbütten
101 x 64 cm
„Wer viel friert, trinkt viel und bekommt allmählich eine erstaunliche Übung darin. Ich lernte Leute kennen, die so viel trinken konnten, dass ich vom bloßen Zusehen einen Rausch kriegte. Was nicht heißen soll, dass ich immer nur zusah. Am meisten von allen vertrug ein General mit grauem Bart und kupfernem Gesicht. Im Krieg mit den Türken hatte er bei einem Säbelkampf die Schädeldecke eingebüßt und behielt deswegen immer, auch wenn wir tafelten, seinen Hut auf. Er leerte während des Essens mindestens 3 Flaschen Wodka und hintendrein noch eine Flasche Arrak. Es kam aber auch vor, dass er zwei Flaschen Arrak trank. Doch so viel er auch trinken mochte – betrunken wurde er nie.
Ich stand vor einem Rätsel, bis ich hinter das seltsame Geheimnis kam. Der General pflegte etwa jede Stunde seinen Hut ein wenig hochzuheben. Und eines Abends bemerkte ich, dass er nicht nur seinen Hut hochhob, sondern auch eine daran befestigte silberne Platte, die ihm als Schädeldecke diente. Auf diesem ungewöhnlichen Weg stieg der angesammelte Alkoholdunst wie eine Wolke aus seinem Kopf hoch, und er war wieder nüchtern wie zu Beginn der Mahlzeit.
Meine Freunde wollten mir nicht glauben. Da trat ich einmal, als er eben den Hut wieder aufgesetzt hatte, hinter ihn und hielt einen Fidibus, den ich an meiner holländischen Pfeife angezündet hatte, mitten in die aufsteigende Alkoholwolke. Das gab ein prächtiges Schauspiel! Denn die Wolke entzündete sich und schwebte in bläulichem Feuer wie ein Heiligenschein über dem Hut des alten Herrn.“
Zeichnung: Felix Gephart