Ehre, 2011

Tuschpinsel, weiße Gouache

93 x 66 cm. 

Auch auf dem Bett eines Krankenhauses, verbunden und unfähig, die Außenwelt wahrzunehmen und mit ihr zu kommunizieren, ist Johnny vor Nachstellungen nicht sicher. So wird ihm ein lästiger, ja ein schwer belastender militärischer Orden aufgedrückt, den er sich am liebsten vom Leib reißen würde.

Wie ehrenhaft ist es wirklich, sein Leben oder seine Gesundheit für das Narrativ eines Vaterlands zu lassen? Was hat das Vaterland im selben Zuge unterlassen, wenn es einen jungen Menschen auf heillose Mission schickte… vielleicht mit dem wenig ehrenvollen Motiv, die eigene Rüstungsindustrie anzukurbeln? Ein ganzes Stück Integrität und mehr als nur ein bisschen Wahrheit hat es unterlassen. Johnny erlebt, wie er sich von dem Land, für das er seine Jugend und Zukunft gelassen hat, enttäuscht und ausgebeutet fühlt. 

„Jemand zupfte über seiner linken Brust an seinem Nachthemd. Es war als zöge ein Zeigefinger und ein Daumen ein Stück davon hoch. Er lag jetzt ganz totenstill und seine Gedanken sprangen in hundert  verschiedene Richtungen auf einmal. Er konnte spüren dass gleich etwas Wichtiges  passieren würde. Es wurde noch ein bisschen an seinem Nachthemdzipfel herumgefingert und dann fiel der Stoff wieder auf seine Brust. Er war jetzt schwer unter irgendeiner Last. Er spürte die plötzliche Kälte von Metall durch sein Nachthemd auf seiner Brust über seinem herzen. Sie hatten ihm etwas angeheftet. 

Plötzlich tat er etwas Merkwürdiges etwas das er schon seit Monaten nicht mehr getan hatte. Er streckte seine rechte Hand nach dem schweren Etwas aus das sie ihm angeheftet hatten und es war als hätte er es schon fast zwischen den Fingern als ihm einfiel dass er leinen Arm zum Ausstrecken hatte und keine Finger zum Greifen. 

Jemand küsste ihn auf die Schläfe. Er verspürte ein leichtes Kitzeln von Haaren als er den Kuss bekam. Er wurde von einem Mann mit einem Schnurrbart geküsst. Zuerst auf die linke Schläfe und dann auf die rechte. Da wusste er was sie mit ihm gemacht hatten. Sie waren in sein Zimmer gekommen und sie hatten ihm einen Orden verliehen.“

(Aus: „Und Johnny zog in den Krieg“, Onkel & Onkel Verlag, Berlin, 2012) 

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