SPIEGLEIN, SPIEGLEIN AN DER WAND, 2004

SPIEGLEIN, SPIEGLEIN AN DER WAND, 2004

Rapidograph, goldfarbene Tusche, Farbstift. 

100 x 60 cm. Kunstraum H&H

Der Protagonist von Bret Easton Ellis´ American Psycho kann in der ausschließlichen Fixierung auf Oberflächen kein Problem erkennen, aber darin auch keine wirkliche Befriedigung erfahren. Man kann schließlich „immer noch besser aussehen.“ Patrick Bateman erfährt auch gesellschaftlich und monetär immer wieder Zuspruch und Bestätigung und das in nicht unerheblichem Maße in der Damenwelt… während er innerlich immer weiter verkümmert. Sein salonfähiger Narzismus führt ihn immer tiefer in den Wahn. 

Bateman verbringt seine großzügig bemessene Freizeit im nobelsten Ambiente. Einen immer gefräßigeren Krankheitskeim jedoch kann er durch Markenrausch, Körperkult, Exzessen mit Prostituierten und Hostessen irgendwann jedoch nicht mehr in Zaum halten… vielmehr füttert er ihn beständig. 

Oscar Wilde bezeichnete die Selbstliebe als den Beginn einer lebenslangen Romanze. Ellis´ Patrick Bateman jedoch lässt seine Form der Selbstliebe unbefriedigt und ruhelos zurück, so oft er auch im Spiegel den Sitz seiner Frisur bewundern mag. Schließlich findet der in ihm aufgestaute Frust ein unzureichendes Ventil in Sadismus, blutigen Mordphantasien und kannibalischen Gewaltszenarien. Ob Letztere tatsächlich stattfinden oder es sich dabei lediglich um Hirngespinste handelt, bleibt offen.

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