DER GROSSE PATRIOT, 2011

DER GROSSE PATRIOT, 2011

Tuschfeder, laviert, weiß gehöht

92 x 64 cm. 

 Die Frage „Was wollen Sie?“ tippt schließlich jemand in Morsezeichen gegen Johnnys Kopf, nachdem man ihn erst mit Injektionen versuchte, ruhigzustellen, bis man anschließend begriff, dass er mit seinem eigenen Klopfen kommunizieren möchte. Folgender Wunsch des im Krieg verstümmelten, doch geistig vollkommen klarem Joe Bonham dringt durch sein Klopfen an die Außenwelt:

„Bringt mich dorthin wo Parlamente und Reichstage und Kongresse und Abgeordnetenkammern tagen. Ich will dabei sein wenn sie über Ehre und Gerechtigkeit sprechen und darüber die Welt für die Demokratie sicher zu machen und über das Vierzehn-Punkte-Programm und über die Selbstbestimmung der Völker. Ich will dabei sein um sie daran zu erinnern dass ich keine Zunge habe und keine Kiefer mit denen ich ironische Kommentare abgeben kann. Aber die Staatsmänner haben eine Zunge. Die Staatsmänner haben Kiefer. Stellt meinen Glaskasten auf das Rednerpult […] Lass sie über mehr Munition und Flugzeuge und Kriegsschiffe und Panzer und Gas reden warum wir das alle natürlich haben müssen und ohne das nicht auskommen wie um alles in der Welt sollen wir den Frieden bewahren? (….) Aber bevor sie darüber abstimmen bevor sie Befehl erteilen dass all die kleinen Leute einander umbringen sollen lasst den Vorsitzenden mit dem Hammer auf meinen Kasten schlagen und auf mich zeigen und sagen hier meine Herrn ist der einzige Diskussionspunkt für heute nämlich seid ihr für dieses Ding hier oder seid ihr dagegen.“ 

(Anmerkung: Der durch das Kriegsgrauen verstümmelte Johnny spricht hier für sich selbst.) 

„Und wenn sie dagegen sind nun dann lasst sie sich verdammt noch mal wie Männer erheben und dagegen stimmen. Und wenn sie dafür sind dann lasst sie hängen und vierteilen und in kleine Stücke zerhackt den Menschen in den Straßen vorführen und auf die Felder werfen wo kein gesundes Tier sie anrühren wird und lasst die Brocken dort verfaulen und möge nie wieder eine Pflanze dort wachsen wo sie verwesen.

Bringt mich in eure Kirchen eure überwältigenden Kathedralen die alle fünfzig Jahre neu erbaut werden müssen weil sie vom Krieg zerstört werden. “

(Aus: „Und Johnny zog in den Krieg“, Onkel & Onkel Verlag, Berlin, 2012)

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