CV

Felix Gephart Zeichner, Maler und Graffitikünstler

Ich begann recht früh damit, auf Papieren zu zeichnen und auf Wänden zu sprühen. Besonders letzteres zog mich in seinen Bann. Anfangs waren es fast ausschließlich Buchstaben, ein Pseudonym in immer neuen Varianten und Farbkombinationen, klassisches Graffiti nach amerikanischem Vorbild und auch dem meines älteren Bruders, der sich nach BMX und Skateboard schließlich dem Writing zugewandt hatte. Mit 12 Jahren war ich wohl einer der jüngsten Sprüher in meiner Heimatstadt Bochum. Später kamen zu Schriftzügen Szenen hinzu, die eine Geschichte erzählen, folgten Zeichnungen und Bilder, die literarische, zuweilen satirische und politische Inhalte transportieren. Was ich vor dem Studium malte,  lernte ich von älteren und erfahrenen Graffitiwritern und brachte ich mir selbst bei.

Ich habe anschließend erst in Dortmund Grafik-Design studiert. Daraufhin habe ich mittels eines Fulbright und Special Presidential Stipendiums mit dem Master an der New Yorker School of Visual Arts im Bereich Illustration as Visual Essay abgeschlossen. Nun folgten narrative Graffiti zu literarischen Vorlagen, Illustrationen für Zeitungen, Magazine und Bücher, außerdem Ausstellungen meiner Originalarbeiten in New York, Berlin und Köln. Für zeitgenössische Illustration mag eher untypisch sein, dass Zeichnungen und Bilder fast ausnahmslos analog entstanden und recht groß sind. Die Bilder fügen einer bestehenden Vorlage neue und ungewohnte inhaltliche Perspektiven hinzu, heben zuvor weniger beachtete aber umso aussagekräftigere Momente und Episoden hervor und lassen mittels Farbe, Licht und Schatten und der gewählten Perspektive, Szenerie und Technik auch eine wohlbekannte literarische Vorlage in einem neuen Licht erscheinen.

Unter den vielen meist großformatigen Papierarbeiten finden sich Pinselzeichnungen zu George Orwell´ s hochaktueller Überwachungsdystopie „1984“, Schwarz-weiß-Tuschmalereien zu Dalton Trumbo´ s Anti-Kriegsklassiker „Johnny got his gun“ und feine Rapidographschraffuren und Buntstiftlagen, die gemeinsam mit versprühter Tusche tiefe Einblicke in die Seele des „American Psycho“ von Bret Easton Ellis ermöglichen.

In meiner „Low Life“ Serie stelle ich ein beinahe vergessenes New York mit teils leuchtenden Farbflächen und pulsierenden Farbsilhouetten dar, die stilistisch auf meine on location New York Markerzeichnungen von 2007 und 2008 rekurrieren. Bilder zu legendären Gang-Fehden und den Wehrpflichtkrawallen eines New Yorks während des Bürgerkriegs für mein Buch „Wicked New York“ hingegen zeichnen sich aus dunklem, rauchähnlichen Sprühnebel ab, erlangen Kontur durch scharfkantiges Schwarz-weiß und schließlich räumliche Tiefe durch feine Schraffuren mit Lack und Acryl. Die dichte Bildatmosphäre wirkt hier wie das Ergebnis einer ungewöhnlichen Mischung diverser alter Drucktechniken, die zwischen Holzschnitt, Kaltnadelradierung, Aquatinta und Schabkarton changieren.

Meine Bildserien sind recht verschieden, sowohl hinsichtlich des Stils als auch der Technik, in der ich jeweils im Rahmen eines bestimmten thematischen Kontexts arbeite. Jede Textvorlage mitsamt der Fragen, die dadurch aufgeworfen werden, wie auch das, was meine jeweilige historische Recherche und persönliche Erfahrungen anlässlich eines neuen Bildthemas zutage bringen, führen zu einer anderen, neuen graphischen Bildlösung.