Rockabye Baby, 2011
Tuschpinsel, 94 x 66 cm
Privatbesitz
„Ein kleiner Keim wie das Grippevirus raffte fünf oder auch zehn Millionen Menschen in einem einzigen Winter dahin. Wie konnte dann jemand seine Beine und Ohren und seinen Mund verlieren und immer noch leben? Wie sollte man das begreifen? […] Der Krieg war für die Ärzte etwas Wunderbares und er war der Glückspilz der von all dem profitierte was sie gelernt hatten. Aber eins konnten sie nicht. Sie mochten durchaus imstande sein jemanden zurück in den Mutterleib zu stopfen aber sie konnten ihn nicht wieder herausholen. Er war dort für immer gefangen. All die Körperteile die er verloren hatte waren für immer dahin. Das durfte er nicht vergessen. Das musste er einsehen. Wenn er das wirklich begriffen hatte konnte er ruhig werden und nachdenken.“
(Aus: „Und Johnny zog in den Krieg“, Onkel & Onkel Verlag, Berlin, 2012)
Die Hauptfigur des Romans „Johnny got his gun“ Joe Bonham durchlebt nach schwersten Kriegsverletzungen ein Martyrium. Er ist nun bewegungslos, verstümmelt, taubstumm und blind. Trotz der daraus resultierenden Isolation sind sein Bewusstsein und Intellekt jedoch schärfer denn je.
Johnny erinnert nun die Ahnungslosigkeit, die ihn dazu brachte, freiwillig auf amerikanischer Seite an den kriegerischen Auseinandersetzungen des 1. Weltkriegs teilzunehmen. Er erinnert auch die leeren Versprechen von bombenfesten Unterständen. Sein jetziger Zustand gleicht einer lebenslangen Einzelhaft. Johnny denkt mit Schrecken an zukünftige Kinder, auf die ein ähnliches Schicksal warten könnte, wenn sich im Bewusstsein der Menschen keine Wandlung vollzieht. Wenn sie nicht aus dem Tagtraum blinden Gehorsams und stumpfen Nationalismus erwachen und sie sich nicht vom institutionalisierten Morden in Kriegshandlungen abwenden.