Die Erlösung Ahasvers, 2012
Tuschfeder, laviert, weiß gehöht
42 x 29,7 cm, Privatbesitz.
„Wagner sah Meyerbeer in Paris triumphieren, während er selbst vergeblich Anschluss suchte. Das anfangs freundschaftliche Verhältnis zu Meyerbeer, dessen jüdische Herkunft für Wagner zunächst kein Thema war, wurde nach der Pariser Enttäuschung zur verbissenen und ideologisch aufgeheizten Rivalität. Wagner erwähnt Meyerbeer in seiner Schrift zwar nicht namentlich, aber für jeden zeitgenössischen Leser war unschwer erkennbar, dass Wagners Tiraden über die aufwendige, doch oberflächliche Opernmusik der Zeit mit ihren Banalitäten und Albernheiten sich gezielt gegen Meyerbeer richteten. Namentlich erwähnt Wagner allerdings Felix Mendelssohn Bartholdy als Beispiel für die Verfehlung der „wahren Kunst“ trotz reichstem Talent, bescheinigt ihm aber immerhin eine „tragische Situation“ und versichert ihn seiner „Teilnahme“. Ansonsten enthält die Broschüre Klagen über den „hebräischen Kunstgeschmack“, die allgemeine „Verjüdung“ und die Macht, die sich „der Jude“ mithilfe des Geldes auch in der Kunst, insbesondere in der Musikwelt verschafft habe. […]
Immer wieder wird die These vertreten, dass Wagner insgeheim von der Furcht beseelt war, selbst jüdischer Abstammung zu sein, da sein Vater früh starb und sein offizieller Stiefvater Ludwig Geyer – angeblich jüdischer Herkunft, was aber widerlegt ist – in Wahrheit sein leiblicher Vater war. (Dazu Wagner 1878 zu Cosima: „Das glaube ich nicht.“ ) Der amerikanische Autor Robert W. Gutman verstieg sich sogar so weit, dass er annahm, Wagners Antisemitismus sei aufgrund seiner angeblich ungeklärten Abstammungsfrage ein „hysterischer“, mit dem er sozusagen avant la lettre seinen „Arier- Nachweis“ habe erbringen wollen. Tatsächlich gab es zu seinen Lebzeiten zahlreiche Karikaturen Wagners, die den mit einer prägnanten, langen Nase Ausgestatteten – ein festes ikonographisches Element des Antisemitismus – selbst als Juden darstellen. Diese Karikaturen sind möglicherweise als verkappt antisemitische Anspielung auf Wagners notorisches Geschick zu verstehen, Geld potenter Gönner einzusammeln, könnten aber auch als höhnische Reaktion auf dessen eigenen Antisemitismus gedeutet werden.“
(Aus: „Der kleine Wagnerianer“, Enrik Lauer und Regine Müller, C.H. Beck Verlag)