Goldregen 2012

Tuschfeder, laviert, weiß gehöht

42 x 29,7 cm. 

Als „Pumpgenie“ bezeichnete selbst der bekennende Wagnerianer Thomas Mann die widersprüchliche Persönlichkeit Wagners. Eine Formel, deren Doppelsinn der Wahrheit ziemlich nahe kommt: Meint „Pumpgenie“ einen begnadeten Künstler, der unfreiwillig immer auf Pump lebte? Oder einen, dessen Genialität vorzugsweise im Schuldenmachen zum Ausdruck kam? Tatsächlich trifft im Fall Wagner beides zu. 

Die Bandbreite Wagner´scher Ökonomie reicht von bitterster Armut bis zum Luxusleben in Samt und Seide in feudalem gesellschaftlichen Umfeld. In Paris hungerte er mit seiner ersten Gattin Minna, später residierte er mit Cosima in venezianischen Palazzi mit Dienstbotenschar. Doch niemals reichten die Mittel – ganz gleichgültig, ob ihm wenig oder viel zur Verfügung stand. […] 

Blitzartige Einfälle Wagners bekam Liszt noch häufig zu spüren, der Tonfall wurde dabei immer ungezwungener, spontaner, wie in jenem Brief vom 22. Juli 1856 aus Mornex, der wiederum einen Versuch Wagners offenbart, über Bande zu spielen:

Du, Franz! Da habe ich einen göttlichen Einfall!! – Du musst mir einen Erard´schen Flügel verschaffen!! –Schreib an die Witwe – Du besuchtest mich alle Jahre dreimal (!) und da müsstest Du durchaus einen besseren Flügel als den alten hinkenden haben. Mache ihr hundert tausend Flausen weis, binde ihr auf, es sei für sie ein Ehrenpunkt, dass in meinem Hause ein Erard stünde. – Kurz – denke nicht nach, sondern verfahre unverschämt genial! Ich muss einen Erard haben. Will man ihn nicht schenken, so sollen sie ihn mir pumpen – auf ellenlange Termine!

(Aus: „Der kleine Wagnerianer“, Enrik Lauer und Regine Müller, C.H. Beck Verlag)