Die MeistersInger, 2012

Tuschfeder, laviert, weiß gehöht

42 x 29,7 cm. Privatbesitz. 

„Die berühmt-berüchtigte „Prügelfuge“ ist der Schrecken aller Dirigenten und Regisseure der Meistersinger. Entscheidet man sich dafür, dass Chor und Extrachor zugleich singen und sich schlagen, geht das sowohl musikalisch als auch darstellerisch fast immer in die Hose. Prügelt sich die Statisterie, können sich die Sänger zwar auf den heiklen Chorsatz konzentrieren; aber selbst ausgebildete Schauspieler scheitern nicht selten an der glaubwürdigen Darstellung von Rauf- und Trunkenbolden. Setzt man daher statt auf überenthusiastische Laien etwa auf ein professionelles Bewegungsballett, treibt man die ohnedies immensen Kosten der Produktion weiter nach oben. In jedem Fall erfordert die Koordination zwischen Bühne und Orchestergraben allerhöchste Konzentration. […] 

Bildet der Lehrdialog zwischen Sachs und Stolzing so etwas wie die intellektuelle Mitte der Meistersinger, so ist die nun folgende Szene ihr emotionales und motivisches Kraftzentrum. Eva kommt im Brautgewand und den neuen Schuhen Sachsens herein. Gewunden erklärt sie, dass der Schuh sie drücke. Stolzing tritt in „glänzender Rittertracht“ auf. Evas „Ah!“ und das Orchester unterstreichen, dass der drückende Schuh ein sprichwörtlicher ist. Während Sachs an dessen seidenem Gegenstück pro forma ein wenig herumwerkelt, dichtet und singt Stolzing, inspiriert von Evas Anblick, den noch fehlenden „Abgesang“ seines Werbeliedes. Eigentlich passt nun alles perfekt.“

(Aus: „Der kleine Wagnerianer“, Enrik Lauer und Regine Müller, C.H. Beck Verlag)